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Kreuzeck Höhenweg - einsame Pfade und unberührte Alpenlandschaft zwischen Osttirol und Kärnten 27.6.-1.7.2023

09.07.2023

Die Durchquerung der Kreuzeck-Gruppe führte uns über einen Weg, der sich durch Einsamkeit auszeichnet und durch die Weite einer großartigen Landschaft.

Die Wege sind wenig begangen und bis in den Sommer hinein kann Altschnee die Querungen steiler Nordabstürze fast unmöglich machen. Die beiden zentralen Hütten sind so abgelegen und so ursprünglich, wie wir es in den Nordalpen kaum mehr kennen, die Zustiege vom Drau- oder Mölltal dauern minimum 5-6 Stunden.
Fast 60 km Weg sind zurückzulegen über Blockfelder, felsige Passagen, erodierte Hangpartien, schmale Pfade schlängeln sich entlang rauer Kammlinien. Immer wieder fasziniert in den tieferen Regionen eine unglaubliche Blütenpracht und üppige Vegetation.

Am 27. 6. haben sich 8 der Bergsucht erlegenen Bergsteiger samt der sportlichen Leitung von Angelika (und dem bergfitten Hund Lumi) mit dem AV Bus auf den Weg gemacht nach Stronach in Osttirol. Nach erfolgreicher Parkplatzsuche bei einer sehr umtriebigen Pensionswirtin sind wir  gleich hoch motiviert gestartet bei angenehmen Temperaturen, allerdings etwas wolkenverhangenem Himmel. Von West nach Ost sollte es gehen, und in kleinen urigen Hütten planten wir unsere Nächtigung. Der Aufstieg zum Anna Schutzhaus (1992m) war ein guter und nicht allzu langer Einstieg für unsere mehrtägige Hüttentour. Das Heimkehrerkreuz haben wir über den kleinen Rundweg "Ederplan" noch mitgenommen.

Der zweite Tag begann mit Regen, der sich aber schnell wieder verzogen hatte. Die Wolken blieben, ab und zu kam auch die Sonne raus. Wir hatten allerdings einiges an Wind und es war deutlich kühler. Der Kreuzeck Höhenweg führte uns auf dieser langen Etappe ständig rauf und runter, häufig direkt am Kamm entlang, über den Ziethenkopf (2483m) weiter bis zum Wildseetörl (2267m) mit viel Bergpanorama zur Hugo-Gerbers-Hütte (2347m). Nun, auf dem letzten Stück vor der Hütte die erste  große Herausforderung: Unser Quotenmann in der Gruppe bekam ein ernsthaftes Schuhproblem: Die Schuhsohlen lösten sich!! Mit Hilfe von Tapes und Schuhbändern konnten wir den Weg bis zur Hütte zumindest retten. An der Hütte ein kleines Wunder: 2 junge Burschen, die uns unterwegs bereits aufgefallen waren (denn sie waren die einzigen Menschen, die uns an diesem Tag begegneten), hatten ein paar Ersatzschuhe am Rucksack baumeln, und darum wurde dann angefragt. Diese paßten unserem Mitwanderer, und er konnte sie dem Burschen abkaufen. Gott sei Dank, dieses Problem war gelöst.

Wie alle Hütten auf diesem Weg war auch diese wie aus einer anderen Zeit, wie Relikte aus der Frühzeit des Alpinismus. In dieser Hütte zum Beispiel gibt es kein fließendes Wasser, eine Trinkwasserquelle ist ein paar Minuten entfernt. Aber sie hat eine heimelige Atmosphäre und wird liebevoll von einem ehrenamtlichen Team im 14-tägigen Wechsel geführt.

Der dritte Tag begann wolkenlos, allerdings war es morgens kalt, es hatte in der Nacht gefroren. Der Höhenweg führte uns nun weiter über einige hart gefrorene Schneefelder, die uns viel Sorgfalt abverlangten bei den Querungen. Wieder im Auf und Ab über Blockgrate zum Gipfel vom Hochkreuz (2709m), unserem höchsten Punkt am Höhenweg. Ein herrlicher Rundblick entschädigte uns für die Anstrengungen. Vorbei am Kreuzeck (2701m)und vielen mit Alpenrosen übersäten Wiesenhängen zur Feldnerhütte. Die Hütte liegt traumhaft am Glanzsee, der uns zum Baden einlud.  Unsere  Bergbekanntschaft der beiden jungen Burschen sorgte nochmal für Spannung. Der junge Mann erzählte uns am Abend von seiner Leidenschaft, er ist promovierter Archäologe, er hat ein archäologisches Museum in Mühldorf (Kärnten) aufgebaut, nachdem er vorher vor Ort römische und keltische Siedlungen ausgraben konnte. So wurde unser Bildungshorizont mit einem kleinen archäologischen Vortrag erweitert und wir bekamen gleich noch eine Einladung zur Museumsführung.

Der vierte Tag war nun vom Wetter her zunächst strahlend klar, dann leicht wechselhaft und der Himmel bewölkt, es blieb jedoch trocken. Etwas mühsam waren heute die felsigen Wege im Auf und Ab, Blütenpracht und grüne Wiesen abwechselnd. Die Querung unterhalb des kleine Kreuzecks und die Goldgrubenscharte (2448m) war heikel, da durfte kein Fehltritt passieren. Die Passage durch die Löcherwände und über die Annaruhe war einfach anstrengend und sehr anspruchsvoll, Trittsicherheit war erforderlich. Zufrieden kamen wir am Nachmittag auf der Salzkofelhütte (1987m) an, es war noch kein Regen aufgekommen.

Der letzte Tag brach an, da hatte es in der Nacht schon sehr viel geregnet. Am Morgen hat der  Regen etwas nachgelassen, doch der Wetterbericht sagte eine Besserung erst für den Nachmittag voraus. So starteten wir halt bekleidet mit Regenjacke, Regenhose und Rucksackschutz über die Mühldorfer Alm und den Sachsenweg Richtung Tal, immerhin 1500 Höhenmeter! Der Weg war mühsam, da durch den Regen alles rutschig war, außerdem schlecht gekennzeichnet, von hohem Gras bewachsen, schlecht gepflegt und wenig begangen. Nach der Anstrengung kamen wir mittags in Möllbrücke zum Bahnhof, und was war, der Zug fuhr gerade ein, den wir gleich bestiegen, der brachte uns nach Dölsach, zurück zu unserem Ausgangspunkt. Dank der Kontakte von Angelika zur Pensionswirtin am Parkplatz, holte sie unsere Fahrerin gleich am Bahnhof in Dölsach ab und der DAV Bus war binnen kürzester Zeit bei unserer Gruppe. Der nassen Klamotten und Schuhe konnten wir uns entledigen, die nassen Schuhe Schuhe sein lassen, es hatte inzwischen aufgehört zu regnen. Nach ca. 60km und 3400m im Aufstieg und 3600m im Abstieg insgesamt konnten wir dankbar und gut gelaunt nach Peißenberg zurückfahren!

Bericht von Franziska Hingst