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Wanderung durch die Lepontinischen Alpen von Hütte zu Hütte 17.-22.7.2023

17.07.2023

Glitzer-, Blumen- und Wasserwege -  soweit das Auge reicht.

In 6 Tagen haben wir einen wunderschönen Bereich des Oberwallis/Goms kennengelernt, der sich durch eine Vielfalt an Mineralien, Pflanzen und Tieren auszeichnet und uns in bleibender Erinnerung sein wird. Die Gebirgskämme zwischen Simplon- und Nufenpass, an der Grenze zwischen Schweiz und Italien, sind nicht nur vom Namen her recht unbekannt. Der Name leitet sich von den Lepontinern ab, einem im Altertum an der oberen Rhone und am Tessin lebenden Volk, dessen Hauptort das heutige Domodossola war. Seit 2019 bilden die Schutzgebiete „Landschaftspark Binntal“ (gegründet 2002) im Wallis und der angrenzende „Parco Naturale Veglia-Devero“ (gegründet 1978/95) im Piemont eine länderübergreifende Kooperation, deren weitläufige Gebiete durch zahlreiche – auch historisch bedeutsame – Passübergänge miteinander verbunden sind.

1. TAG: Start in Binn/Fäld und Aufstieg zur Binntalhütte (8,5 km, 820 Hm auf, 60 Hm ab)
Bei strömendem Regen begann die Fahrt in Peissenberg. Sobald wir allerdings die deutsche Grenze hinter uns gelassen hatten, wurde das Wetter besser. Es war eine lange, aber sehr abwechslungsreiche und schöne Anfahrt, vorbei an der Rhonequelle, über zwei Pässe (Oberalp- und Furkapass) nach Binn/Fäld. Dort begann ein herrlicher Aufstieg über bunte Blumenwiesen, entlang an Bächen und sogar über Sandwege, die der Karibik Konkurrenz machen können. Nach einem kurzen Bad im Halsesee erreichten wir in ca. 4 Stunden die Binntalhütte (2.267m), wo uns die freundlichen Wirtinnen Bernadette und Irmi, die die Hütte im Ehrenamt bewarten, mit einem mehrgängigen Abendmenue empfingen. Die Hütte liegt inmitten einer Landschaft mit riesigen Felsblöcken und Blick auf einen spiegelnden, mäandernden Bach. Beim Abendrot hatte man fast das Gefühl, in einer Landschaft aus „Herr der Ringe“ zu sein.

2. TAG: Zur Alpe Devero/Rifugio Castiglioni (12,7 km, 300 Hm auf, 940 Hm ab)
Wir starteten bei strahlend blauem Himmel und waren bereits 30 Minuten später in Italien/Piemont auf dem Albrunpass. Danach ging es über herrlich grüne Almwege und an den so typischen Steinhäusern vorbei, immer den Lago Devero mit seinem türkisfarbenen Wasser im Blick, es hätte auch in Kanada sein können! Wir erwanderten so die Almen der riesigen Geländeschulter „Grande Est“, wo der Bettelmatt-Käse in einer uralten Produktionstradition hergestellt wird: eine überregionale Spezialität. Pünktlich zur Mittagspause erreichten wir schöne Gumpen, die selbstverständlich zu einem Badestopp genutzt wurden. Da es dann nach Gewitter aussah, gab es einen zügigen Abstieg und so waren wir bereits zum „Kaffee-Trinken“ gegen 15 Uhr im Rifugio Castiglioni in der Alpe Devero. Alle freuten sich über den guten und preiswerten italienischen Cappuccino und später über ein mehrgängiges italienisches Menu, natürlich mit Polenta.

3. TAG: Von der Alpe Devero zur Alpe Veglia (14,3 km, 1.070 Hm auf, 950 Hm ab)
Ein früher Start war geplant, aber der Wetterradar zeigte genau dann den Durchzug eines starken Gewitters an. Trotzdem starteten wir und schafften es mit einer Punktlandung zur ersten Bar. Nach der klassisch-italienischen Kombination aus Cappu/Cornetto waren Regen, Blitz und Donner auch schon wieder vorbei und wir konnten weitergehen. Die dunklen Wolken waren weggepustet, die Luft angenehm und somit hatten wir super Bedingungen. Auf einem schönen Steig durch Lärchenwälder machten wir schnell Höhe. Wir befanden uns auf einem Weg, den man als Wasser- und Glitzerweg hätte bezeichnen können. Wir gingen über Wasser, entlang am Wasser und mit Blick auf Wasserfälle vor uns an den steilen Felshängen. Am Boden blickten wir auf unzählige verschiedenartige Steine, die in allen Farben glitzerten. Edelweiß wuchs mitten auf dem Weg. Über 2 Pässe stiegen wir immer begleitet von starkem Wind zur Alpe Veglia ab und kamen gegen 17.30 Uhr am Rifugio Citta di Arona an, wo wir mit malerischem Blick auf den Leonegletscher noch in der Sonne sitzen konnten. Die Übernachtung war nochmals in Italien, und natürlich gab es wieder Polenta zum Abendessen.

4. TAG: Schmugglerpfad zur Wasenalp (11 km, 980 Hm auf, 790 Hm ab)
Bei schönstem Wetter liefen wir vom Rifugio Citta di Arona los. Das erste Ziel nach einem steilen Aufstieg war nach knapp 4 Stunden die Forca d'Aurona alias Furggubäumlicke (2.686 m), ein Passübergang in die Schweiz. Der gut angelegte Steig, bei dem wir immer den Monte Leone mit seinem Gletscher im Blick hatten, war von Blumen in allen Farben gesäumt. Auf dem höchsten Punkt war dann auch die Schweizer Grenze und die Zollstelle, an der die Zollbeamten früher stationiert waren. Denn wir waren auf dem Schmugglerpfad unterwegs, auf dem Zigaretten, Kaffee und Reis geschmuggelt wurden. Am Passübergang änderte sich die Landschaft abrupt und wir stiegen teils anspruchsvoll über Eisenleitern, Ketten, durch ein Trümmerfeld aus Felsbrocken und über ein Schneefeld ab. Auch an diesem Tag lockte wieder ein Gletschersee zur Abkühlung und dann ging es gemütlich durch liebliche Landschaft, beschattet von uralten Lärchen und mit Blick auf das Aletsch- und Bietschhorn zur Wasenalp. Beim Abstieg konnten wir schon sehen, wo und wie es am nächsten Tag weitergeht. Die Übernachtung war in einem Berggasthof, in dem wir wieder reichlich mit gutem Essen und tollen Ausblicken auf das Rhonetal und den Simplonpass und vor allem einer Dusche davor verwöhnt wurden.

5. TAG: Bortellhütte (11 km, 1.020 Hm auf, 530 Hm ab)
Bei schönem Wetter starteten wir an der Wasenalp mit fantastischem Blick über das Rhonetal. Unser erstes Ziel, die Bortellhütte, lag nur zweieinhalb Stunden entfernt. Bald nach dem Start verdunkelte sich der Himmel, und bei den ersten Regentropfen wurden die Rucksäcke eingehüllt, allerdings umsonst, denn der Himmel wurde gleich wieder blau. Dieser Wetterwechsel blieb uns den ganzen Tag über erhalten. Nach einer kleinen Stärkung (es gab schon frisch gebackenen Kuchen!) ging es mit leichtem Gepäck noch hoch zum Bortelsee, einem kleinen Stausee. Lustig waren die Schwarznasenschafe, auch ein einsamer Steinbock steckte majestätisch sein Revier ab. Am See fing es wieder an zu regnen, und die Gruppe teilte sich. Zu fünft kletterten wir über Blockwerk nach oben und gelangten an einem gut getarnten Grenzhaus vorbei zur Bortellicke (2764 m), von der wir wieder auf der italienischen Seite, an der wir zwei Tage vorher waren, die Alpe Veglia erblickten. Ein extrem starker Wind trieb uns dann wieder hinab und so erreichten wir die Hütte, wo wir gleich wieder windgeschützt in der Sonne sitzen konnten und später den Tag bei einem genussvollen Abendmenue ausklingen lassen konnten. 

6. TAG: Heiligkreuz (18,4 km, 660 Hm auf, 1320 Hm ab)
Von der Bortellhütte starteten wir über schmale Wege, es waren alte Wasserleitungen, immer das Rhonetal und die Simplonpassstraße im Blick. Während der etwa sechs Stunden langen Wanderung ging es immer wieder hoch und runter in Richtung Saflischpass. Die Landschaft veränderte sich enorm, man fühlte sich teilweise „auf dem Mond“ oder in Kasachstan. Kurz vor unserem Ziel wurde die Landschaft wieder alpenländisch abwechslungsreich mit Bäumen und einem schönen Wildbach. Zum Abschluss gab es noch ein erfrischendes Bad und dann hieß es nach ca. 4500 Hm im Auf- und Abstieg „Abschied nehmen“. Der Vereinsbus stand unversehrt am Parkplatz, und es ging wieder über die beiden Pässe durch die Schweiz und Österreich zurück nach Peißenberg, wo wir „schon“ gegen 23.30 Uhr wohlbehalten ankamen.

Es war mal wieder eine fantastische Tour mit dem Team Lumi und wir waren uns alle einig, dass die Wanderungen mit Angelika von A-Z „Genuss pur“ darstellen und diese gemeinsame Zeit miteinander wieder „a Träumle“ war.

Bettina Dörr