Einige meinten, nach der anstrengenden Fahrt nicht die Fitneß für längere Touren aufzu-bringen und so gingen wir zum Klettergarten „Étoile noire“, zu deutsch „Todesstern“.
Die ungewöhnlichen Felsstrukturen fanden begeisterten Anklang, den meisten war Klettern in Sandsteinrissen noch unbekannt. „Geil“, „total abgefahren“, es ist dem Schreiber nicht möglich, alle verteilten Attribute vollständig wiederzugeben. Auch machte mancher Rucksackträger die Bekanntschaft einer besonderen Art von Felsbrocken: der Wandersteine, die wie von selbst in den ein oder anderen Rucksack hüpfen und erst in der Ferienwohnung wieder auftauchen.
Erst am nächsten Tag ging es endlich zu den Felsen der Calanques, unserem eigentlichen Ziel. Wir fuhren nach Marseille zum Ortsteil „Les Baumettes“. Von dort ging es fußläufig in 1.5h zum „Bec de Sormiou“. Der Himmel war grau, es war kühl und stürmisch. Nein – dieses Wetter verbindet niemand mit Südfrankreich, Cote d’Azur oder Frühjahr. Zum Auftakt hatten wir uns leichte Routen ausgesucht.
Als wir zu den Einstiegen auf Meereshöhe hinunter gingen, toste das Meer wild und laut. Die wenigsten kannten diesen Fels und waren ob des Lärms, des Wassers und der steil aufragenden schneeweißen Mauern begeistert. Irgendwie war es ungemütlich und darum stiegen wir zügig ein. Und alle paar Klettermeter drängte ein Gedanke in den Vordergrund: „ob das heute wohl was wird?“ Am ersten Standplatz angekommen änderte sich das: vom Meer kommend setzte Nieselregen ein. „Das war ganz schön glitschig“ meinte Kathi, als sie bei mir angekommen war „was machen wir jetzt?“ Und blickte besorgt auf die steilen Wandfluchten über uns. Als sie das Wort „Abseilen“ vernahm, war sie offenkundig beruhigt. Wir seilten uns rund 50 bis zum Meer ab, während Michaela noch die letzten Meter zum Standplatz hochstieg.
Kaum war ich unten angekommen, kam auch in der Nachbarroute Bewegung auf: Caro, Oli, Andrea und Marie kamen nach und nach abgeseilt: auch sie wurden nicht vom Regen verschont und entschieden sich für die Flucht nach unten. So trafen wir uns statt am Gipfel wieder am Einstieg. Also nochmal den luftigen Zustiegsweg, diesmal nach oben, dafür allerdings naß und weiter zum Rucksackdepot.
Am nächsten Tag war das Wetter keinen Deut besser. Anja und Caro erkundeten den Ort und liefen weiter zum Cap Canaille, dem östlichen Ausläufer der Calanques. Die Kletterrouten dort sind überwiegend gut gesichert und trotzdem laut Führer als „Abenteuergelände“ ausgewiesen.
Die restlichen 7 besuchten erneut den „Todesstern“ mit seinen interessanten Routen. Heute wurde besonders aufmerksam auf die Wandersteine geachtet, nicht daß sich wieder solche Teile in irgendeinen Rucksack verkriechen.
Am Dienstag steigerte sich das Sauwetter und bescherte uns einen Indoor-Tag. Miese Stimmung? Fehlanzeige! Die einen gingen in die „Boulangerie“ und ließen es sich gut gehen. Inzwischen schon zum bewährten Ritual aufgestiegen. Die Kartenspieler-Fraktion fand genügend Zeit und wer kennt nicht den Spruch „Leben wie Gott in Frankreich“. Am Abend wurde immer gekocht. Nicht von der Küchen-Crew, die gab es nämlich nicht. Nein, jeder war mal dran. Und dank des schlechten Wetters war genügend Muße vorhanden, daß ein 3-Gänge-Menu dem anderen folgte.
Das abgewandelte Motto „Leben wie die Peißenberger in Frankreich“ vertrieb jeden Mißmut vom Boa weg.